Unsere Lebensweise hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verändert. Eine Reihe gesundheitlicher Probleme wurde dadurch verschärft. Die Ursache ist oft einfach zu finden: Mangel an körperlicher Aktivität oder ein sitzender Lebensstil. Seit den 1950er-Jahren erklärt und warnt die Forschung, dass ein sitzender Lebensstil das Morbiditätsrisiko und die Mortalität aufgrund bestimmter Erkrankungen um mindestens das Zweifache erhöht. Dieses Problem ist nicht nur in Lettland, sondern auch in anderen europäischen Ländern aktuell. Denn viele Menschen verbringen den Großteil des Tages im Sitzen: im Büro, vor dem TV oder Computer, im Auto zur oder von der Arbeit.
Übergewichtige Kinder, Jugendliche und ältere Menschen waren früher kein Problem. Doch das hat sich geändert. Ein Mangel an regelmäßiger Bewegung zeigt sich nicht nur an unserem Aussehen, sondern auch bei Gesundheit und Wohlbefinden. Der sitzende Lebensstil ist einer der Hauptgründe für verschiedene tägliche Leiden und Schmerzen, schlechte Laune und chronische Müdigkeit.
Der erste Schritt ist am wichtigsten
Es gibt zwei Arten von Menschen: die einen gewöhnen sich an emotionales und körperliches Unbehagen, lernen, mit verschiedensten Kopf-, Rücken- und anderen Schmerzen und Leiden umzugehen, und finden sich letzten Endes damit ab. Die anderen lieben es, aktiv zu sein, und wissen, wie gut es sich anfühlt, wenn nichts wehtut. Viele Menschen haben sich inzwischen an Schmerzen und Unbehagen gewöhnt und glauben, dass das normal ist. Das sollte jedoch nicht der Fall sein! Es fällt natürlich nicht leicht, in die Gänge zu kommen, aber es motiviert ungemein, wenn man die Ergebnisse am eigenen Körper spürt. Körperliche Bewegung verbessert die Lebensqualität und erhöht die Lebenserwartung. Sie sollte ein fester Bestandteil und nicht nur ein Extra in Ihrem Leben sein.
Machen Sie, was gerne tun!
Man sollte sich nicht auf eine einzige Sportart wie etwa Laufen oder Aerobic festlegen, nur weil sie im Trend ist. Wählen Sie Sportarten, die Ihnen Spaß machen, um einen negativen Effekt oder Beschwerden bei der physischen Aktivität zu vermeiden. Zu Beginn ist es wichtig, auf zu anstrengende Aktivitäten zu verzichten. Steigern Sie diese langsam. Bei etwaigen Problemen, zum Beispiel Gelenksschmerzen oder Bluthochdruck, lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten, Ihrem Hausarzt oder einem qualifizierten, professionellen Trainer beraten. Wenn Sie noch nie körperlich aktiv waren, starten Sie nicht allein und richten Sie sich nicht nach der Erfahrung anderer. Jeder und jede muss individuell beurteilt werden. Manche sollten den Schwerpunkt auf Gleichgewicht und Koordination setzen, andere wiederum auf Ausdauer.
Setzen Sie sich Ziele!
Wenn Sie sich entschieden haben, aktiv zu werden, führen Sie sich vor Augen, warum Sie etwas machen: um Ihre Gesundheit, Ihre Figur oder Ihre Kondition zu verbessern oder aus einem anderen Grund. Das Ziel vor Augen trägt dazu bei, dass Sie bei der Stange bleiben, denn es gibt viele Versuchungen, wieder aufzugeben. Der sitzende Lebensstil ist der ausschlaggebender Faktor für eine Gefährdung und Schwächung der Gesundheit. Körperliche Bewegung ist unabdingbar, um nicht nur die Gesundheit sondern auch das Wohlbefinden zu steigern. In meiner wissenschaftlichen Arbeit habe ich nachgewiesen, dass Radfahren, Skifahren und Nordic Walking Wut, Aggression und Angst reduzieren und Beta-Endorphine im Blut (Hormone für Glücksgefühle und Wohlbefinden) erhöhen und somit Freude ins Leben bringen können. Die Studie wurde mit Personen mittleren Alters durchgeführt; in dieser Gruppe sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache.
Alle sollten sich bewegen
Oft hören wir: Warum sollten Menschen, die nicht übergewichtig sind, gute Gene haben und so viel essen können, wie sie wollen, ohne zuzunehmen, überhaupt körperlich aktiv sein? Die Antwort ist einfach: alle sollten sich bewegen, unabhängig von Gewicht, Gesundheitszustand, Alter und anderen Faktoren. Die Gene sind ebenfalls wichtig. Bis zu einem gewissen Alter ist alles in Ordnung. Doch dann treten Schmerzen, Beschwerden und verschiedene Krankheiten auf. Alle sollten sich jeden Tag bewegen. Ein Blick auf kleine Kinder zeigt: sie bewegen sich ständig und haben weder Rücken- noch Gelenkschmerzen. Wir Menschen sind für die Bewegung geboren, doch das moderne städtische Umfeld steckt uns in „Boxen“: Wohnung, Büro, Auto usw. bewirken, dass wir uns weniger bewegen.
Kinder lernen von Eltern
Mangelnde Bewegung in der Kindheit kann sich ein Leben lang negativ auswirken. Weltweit werden Kinder immer weniger aktiv, insbesondere in ärmeren Gegenden. Zeit und Ressourcen, die in den Sportunterricht investiert werden, werden weiter gekürzt, und Spiele und Freizeitaktivitäten mit viel Bewegung sind von Computerspielen und TV verdrängt worden. Denken Sie daran: wenn sich die Eltern nicht bewegen, werden sich die Kinder wahrscheinlich auch nicht bewegen. Denken Sie daran, dass regelmäßige und richtige Bewegung in der Kindheit ein gutes Fundament für lebenslange Gesundheit ist. Eltern sollten körperlich aktiv sein, um nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Kinder zu pflegen.
Dr. Sp.sc. Ieva Zvīgule
zertifizierte Physiotherapeutin
Vingrosev.lv